Archive for the ‘Neuerscheinungen’ Category

Neuerscheinung: Unbedingte Demokratie – Fragen an die Klassiker neuzeitlichen politischen Denkens

Thursday, July 21st, 2011

Herausgegeben von Reinhard Heil, M.A., PD Dr. Andreas Hetzel, Dirk Hommrich, M.A.

2011, 245 S., Broschiert,
ISBN 978-3-8329-6238-8

Nomos-Verlag

Die Politische Ideengeschichte stand lange Zeit unter der Vorherrschaft neukantianischer Ansätze. Die Klassiker wurden vor allem daraufhin befragt, wie sie das Politische in einem ihm selbst vorausgehenden Vernunft- und Wertehorizont zu begründen und dabei insbesondere die Souveränität des Staates zu legitimieren vermögen. Die Beiträge des Bandes stellen demgegenüber die Frage, inwiefern die klassisch-neuzeitlichen Theorien des Politischen bereits Elemente eines radikaldemokratischen Denkens vorwegnehmen, das den Fokus auf die Selbstinstituierung einer Gesellschaft legt, die auf keine externen Gründe zurückgeführt werden kann. Das Politische gilt dann als autonome, sich nicht auf bestimmte Institutionen beschränkende Auseinandersetzung um die jeweilige Gestalt einer Gesellschaft, die von keinem Punkt aus überblickt und gesteuert werden kann. Konzepte wie volontée générale, sensus communis, Gesellschaftsvertrag, Konflikt, Staat, Demokratie, Revolution und Gewaltenteilung werden im Sinne einer „rettenden Kritik“ neu angeeignet und gegen die Legitimations- und Selbstimmunisierungsrhetoriken eines Kapitalparlamentarismus verteidigt, in dessen Rahmen „Demokratie“ immer mehr zu einer medialen Inszenierung verkommt.

Das Werk ist Teil der Reihe Zeitgenössische Diskurse des Politischen, Band 1.

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Unbedingte Demokratie. Fragen an die Klassiker neuzeitlichen politischen Denkens

Monday, August 16th, 2010

hg. v. Reinhard Heil, Andreas Hetzel und Dirk Hommrich, Nomos-Verlag (Baden-Baden, voraussichtlich 1. Quartal 2011)

Innerhalb der politischen Theorie der Gegenwart zeichnet sich eine Wende ab. Während der Schwerpunkt politischer Theoriebildung lange Zeit auf dem Versuch einer Begründung demokratischer Verfahren in universalen Vernunft- und Rechtsprinzipien und deren normativen Aspekten lag, richtet sich der Fokus heute zunehmend auf die Selbstinstituierung einer Gesellschaft, die auf keine externen Gründe zurückgeführt werden kann. Das Politische gilt dabei als autonome, sich nicht auf bestimmte Institutionen beschränkende Auseinandersetzung um die jeweilige Gestalt einer Gesellschaft, die nicht mehr von einem Punkt aus überblickt und gesteuert zu werden vermag. Diese demokratische Auseinandersetzung, die von einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteure getragen wird, sollte aus der Sicht radikaldemokratischer AutorInnen wie Claude Lefort, Ernesto Laclau, Chantal Mouffe, Etienne Balibar oder Jacques Rancière rückhaltlos bejaht und ausgeweitet werden.

Demokratie wird vor diesem Hintergrund als unendliche Aufgabe begriffen, die auf praktischer Ebene als Forderung nach einer Demokratisierung von Bürokratie, Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft, nach einer Erweiterung von Partizipationschancen sowie nach einer Politik größtmöglicher Inklusivität relevant wird. Im Mittelpunkt der diesbezüglichen Überlegungen steht der Gedanke, dass Demokratien konflikthaft verfasst sind: Aus der Einsicht, dass demokratische Auseinandersetzungen über die angemessene Einrichtung des Gemeinwesens sich nicht in transzendentalen Rechts- oder Vernunftprinzipien verankern lassen, ergibt sich der Anspruch, dass der Ort der Macht „leer“, im wörtlichen Sinne u-topisch bleiben muss, dass Demokratie stets „im Kommen bleibt“, dass sich die Gesellschaft also niemals eine endgültige, durch einen Rekurs auf universelle Prinzipien verbindlich abgesicherte Gestalt geben kann und sollte. Es ist aus dieser Perspektive gerade eine Leerstelle im Zentrum der Gesellschaft, die diese zusammenhält. Der Sammelband Unbedingte Demokratie. Fragen an die Klassiker neuzeitlichen politischen Denkens, macht es sich zur Aufgabe, die Klassiker der neuzeitlichen politischen Theorie von Machiavelli über Hobbes, Rousseau, Montesquieu, Tocqueville, Kant und Hegel im Lichte radikaldemokratischer Positionen neu zu lesen.

Auch die Politische Ideengeschichte stand lange Zeit unter der Vorherrschaft neukantianischer, am Paradigma der Begründung orientierter Ansätze. Die Klassiker wurden vor allem daraufhin befragt, wie sie das Politische in einem ihm selbst vorausgehenden Vernunft-, Werte- und Wunschhorizont verankern, wie sie insbesondere die Souveränität des Staates legitimieren. Die Beiträge des Bandes stellen demgegenüber die Frage, inwiefern die klassisch-neuzeitlichen Theorien des Politischen bereits Elemente radikaldemokratischen Denkens vorwegnehmen. Umgekehrt soll aber aus der Perspektive der Klassiker auch der Anspruch radikaldemokratischer Ansätze, das politische Denken neu zu erfinden, kritisch befragt werden. Das radikaldemokratische Denken des Politischen eröffnet einen Horizont, der es nicht nur erlaubt, sondern es geradezu nötig macht, jene zentralen Figuren der politischen Ideengeschichte der Neuzeit erneut zu lesen, die uns heute so vertraut sind und kaum mehr erläuterungsbedürftig erscheinen. Konzepte wie volontée générale, sensus communis, Gesellschaftsvertrag, Konflikt, Staat, Demokratie, Revolution, Geschichtszeichen, Gewaltenteilung sollen im Sinne einer „rettenden Kritik“ (Walter Benjamin) neu angeeignet und ebenso gegen die transzendentale Industrie, die die gegenwärtige politische Philosophie beherrscht, verteidigt werden, wie gegen die Legitimations- und Selbstimmunisierungsrhetoriken eines Kapitalparlamentarismus, in dessen Rahmen Demokratie immer mehr zu einer medialen Inszenierung verkommt. Die Klassiker der politischen Theorie sollen daraufhin untersucht werden, ob sie die entscheidenden Elemente radikaldemokratischen Denkens bzw. eines Denkens der politischen Differenz bereits in statu nascendi enthalten, wie es Claude Lefort exemplarisch anhand von Machiavellis politischem Denken gezeigt hat. Die von Machiavelli eröffnete Differenz zwischen dem Politischen und der Politik leitet ein Denken des Politischen ein, das sich nicht länger den externen Vorgaben einer theoretischen Vernunft fügt.

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Das Politische denken

Friday, June 25th, 2010

Ulrich Bröckling, Robert Feustel (Hg.) / transcript 2010

Die Unterscheidung zwischen der Politik und dem Politischen ist eine, wenn nicht die Leitdifferenz zeitgenössischer Sozialphilosophie. Verweist der Begriff der Politik auf die institutionelle Ordnung, die staatliche Verwaltung des Gemeinwesens, so betont der Begriff des Politischen die unhintergehbaren Momente des Dissenses und Widerstreits, des Ereignisses und der Unterbrechung.
Das breite Spektrum an Theorieansätzen, die von dieser Unterscheidung ausgehen, gehört zum Kernbestand der Lehre in den Bachelor- und Master-Studiengängen der Politikwissenschaft, der Philosophie und der Soziologie, insbesondere in den Modulen zur Politischen Theorie, zur Politischen Philosophie und zur Soziologischen Theorie.
Der Band enthält einführende Überblicksdarstellungen zu den wichtigsten Theoretikern des politischen Denkens der Gegenwart, u.a. zu Rancière, Nancy, Badiou, Laclau/Mouffe, Latour und Derrida, und lässt sich ebenso als umfassendes Nachschlagewerk wie als Einführung zu einzelnen Autoren verwenden. [zur Verlagsseite mit Leseprobe und Volltextsuche]

Das Politische und die Politik

Monday, June 7th, 2010

Hg.: Thomas Bedorf, Kurt Röttgers / Suhrkamp 2010.

Inhalt

Die gegenwärtige Debatte um den Begriff des Politischen hat ihren Ursprung in der Diagnose, daß das, was in der derzeitigen institutionellen und medialen Aufführungspraxis als »Politik« bezeichnet wird, nicht »das ganze Politische« sein kann. Insbesondere im französischen Sprachraum ist die Differenz zwischen dem Politischen und der Politik zum Ausgangspunkt einer Erneuerung der politischen Theorie geworden, die das Politische abhebt von »bloßer Politik«. Was genau diese Differenz bezeichnet, hängt davon ab, ob das Politische als Norm der Politik, als hegemoniale Intervention, als Ereignis der Unterbrechung oder der Stiftung von Politik formuliert wird.

Der Band zeichnet in kritischer Diskussion die Grundlinien der theoretischen Erneuerung nach, die Denker wie Alain Badiou, Ernesto Laclau, Chantal Mouffe und Jean-Luc Nancy vorangetrieben haben und deren Wurzeln sich auf so unterschiedliche Autoren wie Walter Benjamin, Carl Schmitt und Hannah Arendt zurückverfolgen lassen. Mit Beiträgen u. a. von Roberto Esposito, Alexander García Düttmann und Christoph Menke. [zur Verlagsseite]